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Programm der Tagung „Gesundheitskompetenz für Alle”
8. März 2012
in der Robert Bosch-Stiftung, Bismarckstraße 71, 10627 Berlin
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Workshop 5:
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Gesundheitskompetenz zum Gegenstand wissenschaftlicher Reflexion und empirischer Untersuchungen machen
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Ziel:
Entwicklung einer gesundheitswissenschaftlichen Praxis-Theorie für die Förderung von Gesundheitskompetenz im Alltag und in Einrichtungen des Gesundheitswesens und systematische Forschungsaktivitäten initiieren.
Moderation:
Arnd Hofmeister, Gesundheit-plus, Berlin gesundheit-plus.net
An diesem Workshop sind u. a. beteiligt:
Prof. Dr. Jürgen Pelikan, Ludwig-Boltzmann-Institut, Wien;
apl. Prof. Dr. rer. nat. Britta Wulfhorst, Universität Osnabrück
Prof. Dr. Birgit Babitsch, Universität Osnabrück
Theodor Dierk Petzold, Bad Gandersheim
Prof. Dr. Dr. phil. Harald Walach, Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften, Viadrina Universität Frankfurt/Oder
Gesundheitskompetenz hat sich in den letzten Jahren in der wissenschaftlichen und politischen Diskussion zu einem zentralen Leitkonzept der Gesundheitswissenschaft und Gesundheitsförderung entwickelt. Dabei wird im deutschsprachigen Raum die Diskussion um das angloamerikanische Konzept der „Health Literacy“ aufgegriffen und weitergeführt. In der begrifflichen Fassung spiegeln sich jedoch unterschiedliche Vorstellungen darüber wider, was als Zeichen erfolgreicher Gesundheitskompetenz zu werten ist.
Im Zentrum stehen dabei zunächst und zumeist „funktionale“ Ansätze. Gesundheitskompetenz wird als die Fähigkeit verstanden, gesundheitsbezogene Informationen zu Angeboten und Anforderungen medizinisch-pharmazeutischer Krankheitsversorgung als Patient, Kunde oder Verbraucher zu verstehen und umzusetzen. Zudem können auch die „sozialen und institutionellen“ Rahmenbedingungen erfolgreicher Wahrnehmung von Gesundheitskompetenz in der Krankenversorgung (von der ärztlichen Aufklärungspflicht über Beipackzettel bis zum Dolmetscherdienst) mitgefasst werden.
Allerdings geraten in den meisten Fassungen von Gesundheitskompetenz einige strukturelle und gesellschaftliche Dimensionen, wie sie in der Ottawa-Charta entwickelt wurden, aus dem Blickfeld. Diese hat in ihrem Mehrebenen-Konzept von Gesundheit auch die Bedingungen der Möglichkeit von Gesundheit einbezogen und erweiterte gesellschaftliche Handlungsmöglichkeiten zur Förderung von Gesundheit in den Blick genommen, die von gemeinschaftlichem Handeln (etwa in Selbsthilfegruppen oder Bürger-Initiativen) über Organisationsentwicklungen (z. B. Gesundheitsfördernde Krankenhäuser oder Gesunde Städte-Programme) bis zu Initiativen, die rechtlichen, ökonomischen oder soziokulturellen Rahmenbedingungen für eine Lebensentwicklung in Gesundheit durch öffentliche Diskussionen und politische Entscheidungen zu verbessern.
In dieser erweiterten ‚kritischen' Perspektive wird erkennbar, dass die sozialen Unterschiede in der „Gesundheitskompetenz“ von Menschen über das verfügbare Einkommen hinaus durch zahlreiche weitere soziokulturelle Einschränkungen bei der Wahrnehmung bereits existierender Rechte und Handlungsmöglichkeiten (etwa als PatientIn oder BürgerIn) potenziert werden. Die Fragen nach sozialer Gerechtigkeit von Gesundheits- und Lebenschancen, die in einem an Krankenversorgung orientierten Konzept der Gesundheitskompetenz verloren gehen, werden dringlich.
In diesem Workshop wollen wir zunächst mit kurzen Beiträgen Informationen und Bewertungen zum Konzept der „Health Literacy“ und der „Gesundheitskompetenz“ zusammentragen. Anschließend soll die Aufmerksamkeit auf die Frage gelenkt werden, mit welchen Zielen und Elementen ein Forschungs- und Entwicklungsprogramm gestaltet werden könnte, das die umfassenden Zielsetzungen der Ottawa-Charta aufgreift.
Wir wollen methodisch in diesem Workshop mit dem „Fish-Bowl“-Ansatz arbeiten, der eine differenzierte Beteiligung am Gang der Diskussionen ermöglicht. Wir bitten eine Reihe von ExpertInnen, zunächst zu den oben aufgeworfenen Zielen und einigen Leitfragen ihre Position in 5 Minuten kurz zu umreißen. In einer zweiten Runde werden sie dann aufgefordert, vor dem Hintergrund der anderen Beiträge Differenzierungen und Kommentierungen hinzuzufügen. Danach soll die Diskussion für alle WorkshopteilnehmerInnen geöffnet werden.
Als Ergebnis der Workshop-Gespräche erhoffen wir uns Verabredungen zu einer koordinierten Weiterführung der Diskussionen in wissenschaftlich-praktischer Absicht.
Den Text Zur Entwicklung wahrnehmungsbasierter Gesundheitskompetenz von Prof. Dr. Marianne Brieskorn-Zinke können Sie hier als PDF-Dokument herunterladen.
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Weiterführende Links zum Thema des Workshop 5
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Ottawa-Charta euro.who.int
Health Promotion Glossary hp_glossary_en.pdf
Hochschulen für Gesundheit hochges.de
„Fish-Bowl“-Kommunikation partizipation.at
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